Geschichte der Bürgerschützen-Gesellschaft
Im Jahre 1991 konnte Siegfried Rauer, Leiter des Hauptamtes der Stadt Ibbenbüren, durch einen glücklichen Aktenfund im Merseburger Zentralarchiv der ehemaligen DDR nachweisen, daß bereits 1546 in Ibbenbüren eine Schützengesellschaft bestand. Das bislang früheste Datum für die Überlieferung der Ibbenbürener Schützen war 1616.
Josef Bröker und Paul Merschmeier vom Historischen Verein in Ibbenbüren haben im Rahmen ihrer Studien auf die vielen Fehldeutungen zur Ibbenbürener Schützengeschichte hingewiesen und so den Weg zu neuen Überlegungen geschaffen.
Josef Bröker fand heraus, daß der Schützenvogel in der Zeit von 1616 bis 1619 entstanden sein muß. Die Hausmarken und die Initialen, die auf dem Schützenvogel zu sehen sind, weisen auf die zwei hochgestellten Familien Bernhard Rottmann und Hermann Brocbere hin.
Paul Merschmeier stellte fest, daß erstmals im 19. Jahrhundert 1616 als Gründungsjahr nach der Jahreszahl auf dem ältesten Königsschildchen festgeschrieben wurde und daß man in dieser Zeit Manipulationen an den ältesten Königsschildern vorgenommen hat. Die ältesten Schildchen sind nachträglich durchnummeriert worden. Das älteste Schildchen trägt die Nummer Vier und stammt von einem Handwerker. Das zweitälteste Schildchen wurde höchstwahrscheinlich von Johannes Dominicus de Haultcourt gestiftet, der seit 1614 Vogt von Ibbenbüren war.
Aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind insgesamt nur elf Königsplaketten erhalten geblieben. Die Schützenkette mit den aus Edelmetall gefertigten Königsplaketten stellte die Sparkasse der Gesellschaft dar. Bei Bedarf wurden einige Plaketten zur Finanzierung der Schützenfeste verkauft. Es ist anzunehmen, daß dadurch einige Schildchen verloren gegangen sind.
Im Jahre 1815 standen die Schützen im Dienste der Allgemeinheit und erfüllten Verteidigungs- und Polizeifunktionen. Die Schützenfeste wurden veranstaltet, um die militärische Ausbildung und die Treffsicherheit der Schützen öffentlich zu zeigen. Als Anreiz für das Training im Schießen flossen der Gesellschaft Pachtgelder zu, und der beste Schütze (Schützenkönig) stieg – wenigstens für eine Zeit – in der sozialen Rangordnung auf und erhielt eine steuerliche Entlastung. Je mehr die Schützen in ihrer öffentlichen Schutzfunktion an Bedeutung verloren und zu einer Gesellschaft wurden, die jährlich ein öffentliches Fest veranstaltet, um so mehr wurden die alten Privilegien vom Staat nicht mehr anerkannt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahmen durch die Unterstützung der öffentlichen Hand die Bürgerschützen einen hohen Stellenwert in der Ibbenbürener Gesellschaft ein.
Daher ist es nicht verwunderlich, da das Schützenfest viele Jahre mit einem Staatsfeiertag verbunden war. In der Satzung von 1835 wurde an einer Stelle festgelegt, ...die Feier des Schützenfestes nur auf den jedesmaligen Geburtstag Seiner Majestät des Königs zu verlegen, und sich hiervon nur durch dringende Verhinderungsgründe abhalten zu lassen. Die Königsplaketten zeigen, da von 1816 bis 1839 jeweils am 3. August, also am Geburtstag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. (3.8.1770 – 7.6.1840) das Fest der Bürgerschützen stattfand. Als Friedrich Wilhelm IV. 1840 die Regentschaft antrat, erwies sich sein Geburtstag (15.10.) für die Feier des Schützenfestes als zu spät.
Heute feiern die Bürgerschützen-Gesellschaft am letzten Juni-Wochenende das Schützenfest und marschieren zum Hotel Gasthaus Brügge. Antreten der Kompanien findet um 15.00 Uhr am Oberen Markt statt. Anschließend findet die Kranzniederlegung am Ehrenmal statt. Danach marschieren die Bürgerschützen zum Königsschießen durch die Innenstadt bis zum Hotel Gasthaus Brügge.